Die Arbeit mit Familien wird immer wichtiger und populärer. Vor 4 Jahren hat meine Mutter angefangen Seminare für Familien zu veranstalten. In verschiedenen Gemeinden läuft dieses Projekt nun in Zusammenarbeit mit dem American Jewish Joint.
Es gibt Themen, wie zum Beispiel die jüdischen Feiertage, die natürlich sehr viele Male durchgekaut, es gab mal Themen wie "Schawuot" ("Das Wochenfest" - Überlieferung der Torah), die vor dem Fest, während des Feiertages und sogar nach dem Fest veranstaltet wurden. So kam es dazu, dass manche Themen bis zu 5 Mal innerhalb kürzester Zeit durchgeführt wurden; in verschiedenen Städten mit wechselndem Team, deshalb wurden verschiedene Schwerpunkte entwickelt.
Das Konzept ist so, dass verschiedene Programme für die gesamte Familie gemacht werden, dann gibt es auch noch Aktivitäten, die für Erwachsene getrennt von den Kindern gemacht werden.
Dabei ist es meistens so, dass meine Mutter gemeinsam mit Rabbinern das Programm für Erwachsene macht und Dasha und ich machen die Programme für Kinder.
Seit letztem Jahr widmen sich die Themen dem "Lebenszyklus". Dabei wurden bereits die Themen wie "Von der Wiege bis zur Bar- & Bat Mitzwah", "Bar - & Bat Mitzwah" (Zeremonie der "Reife") und nun war es Zeit für das nächste Thema: "Chuppa". Das ist die Zeremonie der jüdischen Hochzeit.
Als man ca. 1.5 Monate vor dem Familienseminar angefangen hat die ersten Ideen zu sammeln, da kam eine witzige Idee: "Wieso machen wir den nicht einfach mal eine Chuppa und erzählen dazu, was das ist und wie man das macht?!" Diese Idee gefiel uns, das einzige was fehlte war etwas "relativ" unwichtiges; das Brautpaar. Mit dieser Idee ging man zum Gemeindevorsitzenden einer Gemeinde und er war begeistert.
Bereits nach einigen Tagen meldete sich der Gemeindevorsitzende und teilte etwas interessantes mit, er war fasziniert von der Idee und sagte, dass er sogar 2 Paare gefunden hat, die eine Chuppa haben wollen.
Da dies zu viel werden könnte, wurde das ganze auf ein Paar reduziert wurde.
Das Paar war ein älteres Paar, das mehr als 56 Jahre verheiratet ist, aber noch keine jüdische Zeremonie hatten, sie sind aktive Gemeindemitglieder und in der Familie bekannt.
Nachdem man ein Paar gefunden hatte kam die Frage, wie man die man eine Zeremonie mit ein bisschen "lernen" verbindet. Er war klar, das der Schwerpunkt die Zeremonie sein sollte.
Nach langen Überlegungen kam man zu dem Ergebnis, dass am Anfang der Rabbiner etwas über die Tradition und die Rolle der Zeremonie im Judentum.
Danach erzählte meine Mutter etwas, dabei ging es um "10 Prinzipien einer perfekten Ehefrau".
Hier ein kleiner Auszug:
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Sei vorsichtig, wenn dein Mann wütend ist.
- Wecke deinen Mann nicht, wenn er schläft.
- Lass' deinen Mann nie auf das Essen warten.
- Erwarte von deinem Mann nichts unmögliches.
- Behandle deinen Mann wie einen König, denn dann wird er dich wie eine Königen betrachten.
( Auszug aus: "Gutes Herz" von Jizchak ben Elijatim; polnischer Rabbiner aus dem 17. Jahrhundert)
Hiernach ging der Rabbiner mit dem Ehemann und 2 Trauzeugen in einen Raum, dort wurde die "Ketuba" unterschrieben. Die "Ketuba" ist der jüdische Ehevertrag.
Als der Mann gehen musste, wollte er nicht, denn seine Frau wurde dann alleingelassen.
Nachdem alles unterschrieben wurde, ging alles schnell. Die Chuppa wurde aufgestellt, der Mann kam, die Frau wurde hineingeführt.
Als die Frau unter die Chuppa gekommen ist, musste sie 7 Mal den Mann umrunden.
Warum 7 Mal? Es geht darum, dass der Frau schwindelig wird, nein es geht darum, dass es in der Torah folgendes 7 Mal steht: "Und als der Mann sich eine Frau nimmt..."
Die wichtigster Moment während der Zeremonie ist die Übergabe des Ringes an die Ehefrau.
Der Rabbiner stellt eine Frage an den Ehemann in Anwesenheit von 2 Zeugen, er fragt, ob der Ring wirklich von dem Ehemann selbst gekauft wurde und spricht Segenssprüche.
Danach liest der Rabbiner die Ketuba öffentlich und sagt, dass der Ehevertrag abgeschlossen wurde.
Die "schewa Brachot" (7 Segenssprüche) erinnern uns an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem, dass wir nie ein vollkommenes Glück haben werden.
Hiernach legt man ein Glas auf den Boden und der Ehemann zerbricht. Damit zeigt man symbolisch, die Zerstörung des Jerusalemer Tempels.
Auch wenn es ein schöner Moment ist darf man die Tragödie nicht vergessen.
Das Glas ist zerbrochen und alle schreien "Masal Tov" und tanzen.
Für die Gemeinde war es auch etwas sehr besonderes, denn zum ersten Mal seit 1993, wurde eine jüdische Hochzeit in der Gemeinde durchgeführt. Es ist dazu noch das erste Mal, dass eine solche Zeremonie in dem neuen Gebäude stattfindet.
Nach der Chuppa gab es die traditionelle Seuda Mitzwot (Speise) bei der es viel Alkohol gab, damit die Stimmung noch fröhlicher wurde.(Hier ein Beweis)
Die jüdische Hochzeit ist eine religiöse Zeremonie und ein fröhliches Fest.
Die ganze Veranstaltung war nicht nur lehrreich, sonder hat auch noch die Seele berührt.
Ich nach der Zeremonie als die Synagoge schon leer war.