Seit vielen, vielen Jahren bekamen wir Einladungen, den liberalen Minjan (Versammlung von min. 10 Personen) in Selm zu besuchen.
Finally, dieses Wochenende waren wir da!
Als wir uns entschlossen haben, den Minjan dort zu besuchen, haben wir uns ein bisschen mit der Synagoge beschäftigt.
Wie sich herausstellte, ist diese Synagoge nur knapp 19 Kilometer entfernt, sie liegt in einer kleinen Stadt nicht weit von Dortmund.
Synagoge in Selm
Die Synagoge in Selm ist eine der ältesten noch erhaltenen, das erste Mal wurde sie im Jahr 1818 erwähnt.
Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge geplündert und ein Kohlenhändler erwarb das Gebäude und dann nutzte er den Raum als Lager.
Im Jahr 1991 wurde dann die Synagoge renoviert und einige Jahre später übergab man die Gemeinde dem Volk.
Wenn man in das Gebäude kommt, so landet man in der Synagoge, ein kleiner Saal mit einem Holzboden, einer blauen Decke mit kleinen Sternen, einer sehr schmalen Frauenempore, einen Tisch zum Lesen der Torah und ein Klavier. Man fühlt sich sofort wie zu Hause, eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.
Als wir kamen wurden wir sofort herzlich empfangen, wir trafen viele alte Freunde und Bekannte und auch neue Freunde.
Etwas, was für viele jüdische Gemeinden ungewohnt ist, die Leute die zum Gebet hierher kommen, die kommen nicht um zu Essen (was in vielen großen Gemeinden der Fall ist), sondern um gemeinsam zu beten.
Alle die kommen haben ein Vorwissen, können hebräisch lesen oder lernen es.
Es ist so, dass jeder sich von der eigenen Seite zeigen kann, wer möchte der kann einen Teil der Parascha (Wochenabschnitt) lesen, das Gebet führen.
Perfekt für Leute, die lernen wollen und sich etwas zutrauen. Auch wenn man nicht perfekt die Torah lesen kann, man hat die Möglichkeit dies in einem kleinen Umfeld zu probieren.
Dieses Mal waren wir 11 Menschen, als wir beim Essen darüber gesprochen haben, da meinte ein Mann, dass wir nicht unbedingt übertreiben sollten, immerhin reichen ja für einen Minjan schon 10 Leute und wir haben 11.
Nach dem Gebet baute man schnell um, der Tisch, auf dem die Torah gelesen wurde, wurde schnell in die Ecke geschoben und 2 Esstische werden aufgestellt, selbst gebackene Challa (Zopfbrot) wurde auf den Tisch gelegt, Salat wurde ausgepackt, Wodka (anstatt Wein) wurde in kleine Kidduschbecher geschüttet, ein Kuchen wurde auf den Tisch gestellt und der Kiddusch (Tischsegen) begann.
Die selbst gemachte Challa war echt lecker.
Decke der Synagoge
Beim gemeinsamen Beisammensein am Tisch gab es eine interessante Diskussion, ein Teil davon hat mir persönlich sehr gefallen:
Die Beziehung zwischen Mensch und G-tt in verschiedenen Religionen.
Im Christentum ist es so, dass es einen Zwischenmenschen gibt, der G-tt mit den "normalen" Menschen vereint, beim Islam ist es so, dass der Mensch sooo klein ist und Allah soo groß, dass es keine Kommunikation geben kann.
Im Judentum dagegen ist es so, dass Religion nur dann funktionieren kann, wenn es einen "Dialog" zwischen Mensch und G-tt gibt. Wie man so schön sagt: "Es beruht auf Gegenseitigkeit."
Es war ein toller Schabbat Schacharit G-ttesdienst ( Morgeng-ttesdienst).
"HaJom Jom Schabbat; Ma yafeh HaJom!" - Der heutige Tag ist Schabbat; was für ein schöner Tag!
Bereits zu Ende des Kiddusches wurde bereits das nächste Treffen geplant, es wurde bereits eingeteilt, wer welchen Abschnitt liest, ich habe die Ehre bekommen die 6. Alia (Aufruf zur Torah) nächstes Mal zu lesen.
Mehr Infos zu diesem Minjan und der Synagoge findet Ihr hier. Und Fotos findet Ihr im Stream von Chajm Guski hier.