Verfasst am 28. September 08 in Feiertage, Rosch HaSchana | Permalink | Kommentare (0)
Hiermit beginne ich offiziell ein mehrteiliges Thema: "Von Rosch HaSchana bis Jom Kippur" über das ich in den nächsten Tagen und Wochen ebenfalls hier berichten werde, natürlich auch über andere Geschichen.
Wie ich bereits
geschrieben habe, beginnt in wenigen Tagen das Neujahrsfest Rosch HaSchana.
Der jüdische Kalender ist ein Mix aus Sonnen- und Mondkalender. Dabei werden
die Monate nach dem Mondkalender und die Jahre nach dem Sonnenkalender gezählt.
Da der Mondkalender 11 Tage kürzer ist als der Sonnenkalender, so kommt es
dazu, dass in einem besonden 19-Jahre Zyklus 7 Schaltmonate hinzugefügt werden
- Adar 2.
Wenn man davon ausgeht, dass der erste jüdische Monat der Nisan ist, so ist
Tischrej der 7. Monat im jüdischen Kalender. Das ist der Monat, in dem wir das
Neujahr feiert.
Im Judentum gibt es 4 Neujahre, Rosch HaSchana ist das Kalenderneujahr, dann gibt es noch das Neujahr der Bäume (Tu BiSchwat), das Neujahr der Tiere und das Neujahr der Könige (hierbei zählte man die Amtsjahre der Könige).
Schon mit dem Vormonat beginnt eine wichtige Zeit im Judentum, es ist die Zeit in der man Teschuwa macht. Teschuwa bedeutet nichts anderes als Umkehr / Buße. Man soll noch vor Rosch HaSchana und Jom Kippur sich mit G-tt und unseren Mitmenschen versöhnen.
Denn man sagt, dass G-tt an Rosch HaSchana die 3 Bücher öffnet, die über unser nächstes Jahr entscheiden; Das Buch der Weisen, das Buch des Lebens und das Buch des Todes.
Heutzutage kann so gut wie keiner in das Buch der Weisen eingetragen werden, da wir alle nur Menschen sind und von Zeit zu Zeit kleine Sünden begehen. - Aber das ist auch nicht schlimm.
Da das kommende Jahr gut und süß sein soll, ist ein sehr beliebter Snack zu Rosch HaSchana Apfel mit Honig.
Diese Kombination ist besonders bei Kleinkindern beliebt, diese Erfahrung haben wir bereits bei dem Straßenfest zu den Interkulturellen Wochen 2008 bemerkt. Viele Kinder kamen mehrmals und nahmen sich Äpfel mit Honig und gingen mit einem lächeln.
Ein weitere traditioneller Snack zu Rosch HaSchana sind kleine Möhrenscheiben. Was symbolisieren die? - fragt Ihr euch wahrscheinlich. Sie sehen wie kleine Geldtaler aus und immerhin wollen wir, dass das kommende Jahr auch einen finanziellen Erfolg mit sich bringt.
Verfasst am 25. September 08 in Feiertage, Rosch HaSchana, Tage der Umkehr | Permalink | Kommentare (0)
In wenigen Tagen ist das jüdische Neujahr - Rosch HaSchana!
Es ist üblich, dass man allen guten Bekannten, Freunden und Verwandten Postkarten oder Emails oder Pinnwand-Einträge bei Facebook sendet.
Dies ist immer eine sehr schwierige Aufgabe, denn alle Wünsche müssen alle erreichen, falls man jemanden auslässt, so ist diese Person nicht sehr froh, vor allem wenn man sieht, dass die anderen etwas bekommen haben. Dann muss man noch beachten, dass man möglichst jedem persönlich eine Nachricht sendet.
In diesem Jahr halte ich mich sehr familiär, nur ein bisschen mehr als 500 persönliche Grüße müssen innerhalb dieser Tage versendet werden.
Dazu kommen noch ein paar Artikel für besondere Webseiten und auch für diesen Blog.
Über Rosch HaSchana werde ich bald hier noch etwas schreiben, ein bisschen Geduld...
Bis dahin noch ein lustiges Video passend zu Rosch HaSchana:
Verfasst am 25. September 08 in Feiertage, Lebenszyklus, Rosch HaSchana, Tage der Umkehr | Permalink | Kommentare (0)
Wieder ist ein Schabbat vorbeigesaust.
Bei uns in der Familie ist der Schabbat eine sehr besondere Zeitspanne.
In unserem sehr abwechslungsreichen und mit Terminen überfüllten Wochenplan, ist der Schabbat eine sehr familiäre Angelegenheit. Man hat Zeit für die Familie.
Dies ist, meiner Meinung nach, auch der wichtigste Grund für einen Schabbat, man muss den Alltag hinter sich lassen und sich auf privates konzentrieren.
Das fängt bereits damit an, dass man zu einem G-ttesdienst geht, bei dem viele Freunde trifft. Natürlich ist es wichtig, dass man überhaupt betet, aber der soziale Kontakt spielt ebenfalls eine große Rolle. (Zumindest für mich)
Nun, wie die Überschrift vielleicht schon ahnen lässt, in diesem Beitrag geht es um die Trennung zwischen Schabbat und der normalen Woche. Im Judentum gibt es dazu eine Zeremonie - die Hawdala.
Über meine Erlebnisse einer Hawdala in Jerusalem habe ich bereits einmal berichtet.
Allerdings habe ich noch nichts über die Zeremonie an sich erzählt, dafür mache ich es jetzt:
Die Hawdala an sich ist eine symbolische Trennung zwischen dem heiligen Ruhetag und der Arbeitswoche. Diese Zeremonie wurde vor zirka 1500 Jahre eingeführt und ist seit dem ein fester Bestandteil in der jüdischen Tradition des Schabbat's - Schamor ve Sachor - gedenke und behüte den Schabbattag.
Der Schabbat endet, ob mit oder auch ohne Hawdala, wenn am Samstagabend mindestens 3 Sterne am Himmel zu sehen sind.
Dies heißt nicht, dass man die Hawdala nicht später machen darf, im Prinzip kann man bis Mittwoch die Zeremonie durchführen.
Gebete, die während der Zeremonie vorgetragen werden, sind Fragmente aus den Büchern: Jesaia, Tehelim und dem Buch Esther; alle thematisieren den Schutz von G-tt.
Nun etwas zu der Symbolik und den Brachot (Segensprüche):
Was einen sofort in den Kopf kommt, wenn man an die Hawdala denkt, ist die Hawdalakerze!
Das Wort Esch, das auf hebräisch "Feuer" bedeutet ist Plural. Dies ist eine der Erklärungen, warum die Hawdalakerze aus mehreren Dochten besteht.
Tipp: Falls man gerade keine Hawdalakerze im Haus hat und eine Hawdala machen möchte, so nimmt man einfach 2 Kerzen und hält sie so zusammen, dass die Flamme vereint.
Diese vereinte Flamme, die durch die mehreren Dochte entsteht, erinnert an die Einheit des jüdischen Volkes, trotz der Vielfalt der verschiedenen Strömungen innerhalb der Religion erinnert man sich an das Licht, das G-tt schuf.
Normalerweise hält ein Mädchen/ eine Frau die Kerze, sie soll die Kerze so hoch halten, wie auch ihr zukünftiger Mann sein sollte.
Sobald die Kerze brennt beginnt die Zeremonie.
Als erstes macht man einen Segen über den Wein.
Tipp: Falls man gerade keinen Wein zu Hause hat,so kann man auch ein anderes Getränk wie Saft oder auch einfach Milch nehmen.
Eine weitere Tradition meint, dass man so viel in den Becher gießt, dass schon das Getränk über den Rand läuft, dies ist ein weiteres Symbol für die Freiheit.
Nachdem man den Segen für den Wein gesagt hat trinkt man nicht das Getränk, sondern lässt es bei Seite stehen.
Denn bereits folgt der zweite Segenspruch. Dieses Mal über Gewürze.
Meine Mutter riecht an den wohlriechenden Düften nach der Bracha.
Dafür nimmt man etwas wohlriechendes wie Zimt, Tee oder auch Kaffee.
Man sagt, dass man an Schabbat eine zweite Seele bekommt und beim
Schabbatausgang geht diese zweite Seele für eine Woche (bis zum
nächsten Schabbat) weg, damit diese Seele "aufgetankt" für die Woche
uns verlässt, riecht man an den Gewürzen.
Dieser Duft soll den wohlriechenden Schabbat in unseren Erinnerungen einprägen, damit wir uns schon auf den nächsten Schabbat freuen.
Nach dem Segenspruch riecht jeder an den Düften und die Zeremonie geht weiter.
Im nächsten Teil der Hawdala wird nun die Hawdalakerze endlich aktiv benutzt, vorher wurde sie ja nur einfach hochgehalten.
Man dankt G-tt für die Schöpfung der Leuchtkräfte des Feuers und
dann gibt es ein Ritual, dass man sich die Hände im Licht des Feuers
anschaut.
Dazu gibt es zwei Deutungen.
Die erste besagt, dass man sich den Unterschied zwischen Tag und Nacht /Helligkeit und Dunkelheit/ anschaut, die zweite Deutung meint, dass man sich die Fingernägel anschaut.
Da man während Schabbat nicht arbeiten soll ist es dann so, dass auch
die Fingernägel sauber sind, damit zeigt man, dass man nichts
handwerkliches an Schabbat gemacht hat.
Hiernach sagt man den letzten Segenspruch; dieser handelt von der Trennung zwischen Schabbat und der restlichen Woche.
Danach trinkt man (man sagt 1/3) des Getränkes aus dem Glas und löscht die Hawdalakerze.
Dabei gibt es auch wiederum zwei Möglichkeiten, die einen löschen die
Kerze indem sie die Kerze einfach in das Glas, mit dem restlichen Wein,
eintunken; andere wiederum gießen ein bisschen Wein auf die Kerze.
Hiernach beginnt man sich gegenzeitig zu umarmen, gemeinsam "Shavua tov, shavua tov....." zu singen (Leider kann ich es euch, auf Grund meiner Stimmdefizite nicht vorsingen), man wünscht sich gegenseitig eine schöne und erfolgreiche gute Woche.
Hoffentlich, konnte ich damit einigen die Zeremonie ein bisschen näher bringen! Wichtig ist, dass man bei der Zeremonie möglichst viel Spaß hat und sich schon auf den nächsten Schabbat mit der anschließenden Hawdala freut.
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Die Fotos sind alle selbstgemacht; dies bei einer Hawdala in der Familie.
Mehr Fotos gibt's hier: Klickt hier
Verfasst am 01. September 08 in Feiertage, Hawdala, Schabbat | Permalink | Kommentare (1)
Soeben hat einer der bekanntesten jüdischen Fastentage angefangen.
Seit vielen Jahren ist es bei mir schon fast Tradition, dass ich Tischa b'Av auf eine ungewöhnliche Art und Weise erlebe.
Tischa b'Av fällt meistens in die Sommerferien, deshalb ist es so, dass viele Erinnerungen an diesen Fastentag mit Day Camps und Machanot in Verbindung stehen.
Eine relativ alte Erinnerung geht ca. 7 Jahre zurück. Damals arbeitete ich nicht bei Camps, sondern nahm teil, allerdings war dieses Camp von meiner Mutter organisiert worden.
Am Abend vor Tischa b'Av fahren wir durch die Stadt. Was ist daran den so besonders? Naja, seit Ihr schon einmal durch die Stadt gefahren mit dem Ziel möglichst viele Eierkartons zu sammeln?
Wozu Eierkarton? Ganz einfach. Die Idee war, dass die Kinder eine "Klagemauer" aus Eierkarton bauen werden.
Diese Eierkarton-Klagemauer sollte dann in der Gemeinde dazu diesen, dass Gemeindemitglieder und Kinder kleine Zettel mit persönlichen Wünschen schreiben und dort hinterlegen, später wurden die Wünsche an die echte Klagemauer in Jerusalem überbracht.
Doch damit man eine solche Klagemauer baut, braucht man richtig viel Pappe. Und genau darin bestand das Problem. Kein Privathaushalt hat genug Eierkarton für eine Klagemauer, nicht einmal ein Restaurant.
Nach ungefähr 4 Stunden fahrt durch alle möglichen Gaststätten, Märkte, und türkische Imbissbuden gab es dann genug Karton, damit man eine Eierkarton-Klagemauer bauen konnte.
Das ist nur eine der vielen Erinnerungen an Tischa b'Av. Die letzten 2 Jahre viel Tischa b'Av immer auf das Day Camp, bei dem ich Madrich/Rosch war.
Es ist besonders schwierig Kindern zu vermitteln, was überhaupt Tischa b'Av ist.
Denn, wie viele wissen, geschah am 9. des Monats Av (daher auch Tischa b'Av) viel tragisches in der Geschichte.
Die wohl bedeutendsten Unglücke, die am 9. Av sich ereignet haben und im Talmud (mündliche Torah) beschrieben werden sind (chronologisch):
Zu Zeiten des Auszugs aus Ägypten, wurde am 9. Av dem Volk Israel angekündigt, dass sie noch 40 Jahre durch die Wüste wandern müssen.
Dann wurde der 1. Tempel (Salomons Tempel) von den Babyloniern am 9. Av zerstört und die Judäer wurden in babylonische Gefangenschaft verbannt. Das war 586 vor unserer Zeit.
Als ob das nicht genug wäre, im Jahr 70 (unserer Zeit) wurde der 2. Tempel durch die Römer zerstört.
Ebenso schlug auch der Aufstand Bar Kochbas gegen das Römische Reich fehl und schließlich wurden die Judäer aus Israel (damals Judäa) verbannt. Dabei wurden über 100.000 Personen getötet.
Dann gibt es andere tragische Ereignisse aus der Geschichte des Judentums.
Im Jahr 1099 deklarierte Papst Urban der II. den ersten Kreuzzug. 1290 wurden die Juden aus England ausgewiesen. 1492 wurden Juden aus Spanien und Portugal ausgewiesen (Inquisition).
Im Jahr 1914 begann ebenfalls am 9. Av der 1. Weltkrieg.
Eines der Ereignisse, aus der jüngeren Geschichte, ist das Bombenattentat auf das Jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires. Dabei wurden 86 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt.
Und dies alles geschah am 9. Av, unglaublich.
Verfasst am 09. August 08 in 9. Av, Feiertage | Permalink | Kommentare (0)