Es ist Freitag. Während die meisten Freude darüber sprechen wo man am Abend feiern gehen möchte, steht dies für einen gewissen Kreis an Menschen relativ klar fest. Freitag abends beginnt der Schabbat, der Ruhetag. Seinen Ursprung hat dieser in der Schöpfungsgeschichte: Gott schuf die Welt in sechs Tagen und am siebten ruhte er. Schamor we Zachor - Gedenke und behüte den Schabbat, so das Gebot, welches daraus kommt. An diesem Tag sollte man nicht arbeiten, keine Technik benutzen, nicht fahren und vieles andere nicht. Schaut man sich Gebote an, so haben diese auf den ersten Blick meist eine negative Konnotation; man soll das nicht, dies ebenfalls und von dem dritten ganz zu schweigen. Allerdings gibt es auch positive Folgen, die sich daraus erschließen. So hat man ein vorgegebenes Zeitfenster, in dem man mit Familie und Freunden sich treffen kann und entspannen kann.
Für viele ist es schwierig ohne Auto, iPhone und Spotify für einen Tag auszukommen, ebenfalls gehen viele heutzutage nicht mehr in die Synagoge. Doch dies alles bedeutet nicht, dass man sich nicht an den Schabbat erinnert, denn keiner hat gesagt, dass man sich nicht auf eine andere Art und Weise den Schabbat gedenken kann. Viele junge Menschen veranstalten Freitag abends ein Essen bei sich zu Hause, laden Freund ein. Es gibt leckeres Essen, guten Wein und peinliche Geschichten.
Da wir im 21. Jahrhundert leben, gibt es nicht nur Couchsurfing-Plattformen, sondern auch Netzwerke wie shabbat.com, die Anzeigen beinhalten von Leuten, die gerne z.B. Touristen bei sich zum Schabbat einladen.
Mit einem Kiddusch, der Heiligung des Weins, beginnt die Mahlzeit und ist dann meist auch das einzige religiöse Element des Abends. Für mich ist die Erinnerung an den Schabbat eine schöne Tradition, da es immer Erinnerungen daran weckt, wie es in der Kindheit war (auch wenn diese nicht all zu lange her ist). Als kleiner Junge habe ich abends in der Synagoge immer den Weinsegen gesagt, alle schauten auf mich und es war ein kleiner Auftritt meinerseits. Nach dem Gottesdienst gab es immer etwas süßes und im Sommer meist Eis, danach ging es nach Hause. Zu Hause gab es Challa, das Zopfbrot, welches für die Mahlzeit steht und mein Vater sagte immer den Segen.
Aus meiner heutigen Sicht ist es natürlich gut, wenn man in die Synagoge geht und den Schabbat dort willkommen heißt, allerdings ist es noch wichtiger, dass man Traditionen in der Familie behält und sich in einer persönlichen Form an den siebten Tag erinnert. Und so ist es auch heute, es ist Freitag.