Eines der bedeutendsten Feste steht vor der Tür: Pessach. Vorbereitungen für das Fest laufen dabei bereits seit einigen Tagen — Mazzah wird eingekauft, Gäste werden eingeladen und das Haus langsam darauf vorbereitet, dass es sauber sein soll.
Der Name Pessach selbst bedeutet Auslassen/Vorübergehen und erinnert an die letzte der 10 Plagen, die über die Ägypter ergangen sind, bevor das Volk ausgewandert ist. Dabei wurden alle Haushalte verschont, die ein Zeichen an dem Türrahmen hatten.
In Israel dauert das Fest sieben Tage, in der Diaspora acht Tage und läutet den Beginn der siebenwöchigen Trauerzeit bis Schawuot.
Mit Pessach zelebriert man den Auszug der Juden aus Ägypten – den Auszug in die Freiheit. Fast wie im realen Leben ist es allerdings so, dass das Fest zur Freiheit mit zwei sehr reglementierten Abenden beginnt die passenderweise Seder heißen, was soviel wie Ordnung bedeutet. An diesen Abenden wird die Geschichte über den Auszug gelesen, es werden einige Lieder gesungen und Speisen, die oft eine symbolische Bedeutung haben, zu sich genommen.
Zwar kann die Tischdeckenfarbe und der Jahrgang des Weines unterschiedlich sein, allerdings gibt einige Objekte und Traditionen, die beim Seder zu finden sind:
Haggadah
Niemand kennt den gesamten Ablauf und die komplette Geschichte auswendig – muss man auch nicht. Hierzu gibt es die Haggadah in der die Erzählung vorhanden ist. Ebenfalls findet man in der Haggadah notwendige Anweisungen wie man sich verhalten soll.
Seder-Teller
Meist besteht dieser aus fünf Elementen, die alle symbolischen Charakter haben:
- Beizah: ein Ei für Fruchtbarkeit, aber auch als Symbol der Trauer um den zerstörten Tempel
- Charosset: sind geschnittene Früchte und Apfelmus und Nüsse, die in ihrer Mischung Lehm darstellen
- Maror: bitteres Kraut, welches für die Sklaverei steht
- S’roah: ein Knochen, welches an das Tier erinnert, dass man zur Zeit des Tempels geopfert hat
- Karpas: eine Erdfrucht als Symbol des Frühlings
Salziges Wasser
Im Verlauf des Seders tunkt man u.a. Kraut in salziges Wasser, welches für die Tränen der Sklaverei steht. Meistens befindet sich dieses in einer kleinen Schale auf dem Tisch.
Mazzah
Vor Pessach sucht man im Haus nach Brotresten und macht das Haus rein von allem gesäuerten Brot, da man innerhalb der acht Tage keine gesäuerten Teigprodukte gegessen werden dürfen. Mazzah, über die bereits in der Torah berichtet wurde, braucht 18 Minuten um fertig zu sein und steht für die wenige Zeit, die die Israeliten hatten, als sie aus Ägypten geflohen sind.
Für den Ablauf des Seders werden drei Mazzah-Scheiben genutzt. Diese werden von Zeit zu Zeit auf und wieder zugedeckt.
Wein
Im Verlauf des Seders werden insgesamt vier Gläser Wein getrunken. Wein ist ein Luxus-Getränk und kann nur getrunken werden, wenn man frei ist. Mit dem Auszug aus Ägypten wurden die Israeliten frei.
Die Zahl vier
Vieles hat eine besondere Bedeutung am Abend, so auch die Anzahl an Gläsern Wein, die getrunken werden. Die Zahl vier erinnert dabei an die Schritte, die Gott bei der Befreiung unternommen hat. Es steht geschrieben: „Ich werde euch wegführen, hervor unter den Lastarbeiten Mizrajim's und werde euch erretten aus ihrem Dienst, und werde euch erlösen mit ausgerecktem Arm und mit großen Strafgerichten, und werde euch annehmen mir zum Volke und werde euer Gott sein, und ihr sollt erkennen, dass Ich der Ewige euer Gott es bin, der euch wegführtet, hervor unter den Lastarbeiten Mizirajim's. Und ich werde euch bringen in das Land, welches zu geben dem Abraham, dem Jitzchak und Jakob ich meine Hand aufgehoben habe; und das werde ich euch geben, als Besitz, Ich, der Ewige!“ – Schmot 6:6-8.
Angelehnte Sitzhaltung
Zu den vier Gläsern Wein, dem Essen der Mazzah, sowie einigen anderen Momenten des Abends sitzt man angelehnt auf die linke Seite. So saßen in der Geschichte zuvor nur Könige und freie Leute. Wir sind nun frei und können genießen.
Der leere Stuhl am Tisch
Ein Platz, sowie ein Becher werden für den Propheten Elijahu freigehalten. Dieser, so die Tradition, besucht den Seder zu einem bestimmten Moment im Ablauf. Hierfür wird für einen kurzen Augenblick die Tür aufgemacht. Elijahu kommt zu Pessach, weil er als einziger Prophet nicht gestorben ist, allerdings gesagt hat, dass er der letzte Jude sei. Um ihm zu beweisen, dass auch nach ihm Juden existieren, besucht er diese.
Wichtige Grundsätze
Wenn man folgende drei Dinge während des Seders nicht erwähnt, so hat man seine Pflicht nicht erfüllt: Pessachopfer, Mazzah und Maror (Bitterkraut).
Und nun zum Ablauf des Seders
Zu Beginn des Seders wird der Ablauf erklärt. Dieser besteht aus 15 Schritten.
- Kadesch - man macht Kiddusch und segnet den Wein
- Urchatz - ein symbolisches Händewaschen
- Karpas - ein Stück Gemüse wird in Salzwasser getaucht und im Anschluss gegessen
- Jachatz - die mittlere der drei Mazzoth wird halbiert und die größere wird als Afikoman versteckt
- Maggid - es folgt nun die Erzählung über den Auszug aus Ägypten. Neben dem Essen ist dies ein langer Teil des Seders.
- Rachzah - nun wäscht man die Hände vor der Mahlzeit mit Segenspruch
- Motzi Mazzah - die Mazzah wird gegessen und man erinnert sich an das Gebot diese zu essen
- Maror - bitteres Kraut wird gegessen, welches an die Sklaverei erinnert
- Korech - ein Sandwich aus Charosset, Maror und Mazzah wird verzehrt
- Schulchan Orech - endlich gibt es richtiges Essen.
- Tzafun - höchste Zeit den Afikoman zu finden damit man den Seder beenden kann
- Barech - das Tischgebet für die Mahlzeit
- Hallel - Lobgesang an Gott
- Nirzah - das Ende des Abends bei dem man Gedichte aufsagt und Lieder singt. Dieses Jahr noch hier, nächstes Jahr in Jerusalem.
Einige Lieder, die auf jeden Fall beim Seder gesungen werden und man sich vielleicht anhören sollte:
Im Akkord sind wir nun durch die Basics des Seders durchgegangen und es gibt natürlich noch einige Details, die nicht erwähnt wurden. Viele Regeln schreiben einem vor, wie der Abend ablaufen soll, doch wenn man dabei ist merkt man, dass es viele Freiheiten gibt, die man an einem solch strukturierten Abend ausnutzen kann. Schlaft euch aus und ein koscheres Pessachfest!