Am vergangenen Schabbat begann ein weiterer Lesezyklus der Toralesungen. Bereschit, der erste Wochenabschnitt, wurde gelesen. Gleichzeitig war es auch der erste G-ttesdienst im neuen Jahr in der kleinen gemütlichen Synagoge in Selm (hier ein älterer Bericht dazu).
Dies machte mich um ein paar Erfahrungen reicher, denn am Abend zuvor hatten wir zu Hause bei uns eine tolle Aufgabe - die Torarolle von ganz hinten nach ganz vorne zu rollen. Klingt erst einmal unkompliziert. Allerdings ist diese Aufgabe ein richtiger Kraftakt, weil man zu zweit die Tolle vorsichtig Rollen muss, damit die einzelnen Pergamentstreifen richtig auf der anderen Seite der Rolle aufliegen und das keine Nähte reißen.
Beim Rollen schaut man sich den Text an und erkennt gewisse Textstellen, wie das Lied am Schilfmeer, und hat somit auch sofort Gesprächsstoff.
Nach mehr als einer halben Stunde ist es dann halbwegs vollbracht und man kann anfangen Bereschit zu lesen. Am Abend gehe ich noch ein paar mal meinen Textabschnitt durch und dann geht's ins Bett.
Am nächsten Morgen geht's nach Selm in die schöne Synagoge mit familiärer Stimmung. Es ist ein kalter Tag und man hofft, dass man in die warme Synagoge kommt und am G-ttesdienst teilnehmen kann. Doch, wie es so oft im Leben ist, läuft es nicht ganz so ab, wie man sich es erhofft. Die Synagoge ist kalt, die Heizung ist nicht an. Ganz unschabbatisch versuchen wir die Heizung anspringen zu lassen, nach einer gewissen Weile gelingt dies sogar. Währenddessen beginnt der G-ttesdienst im Gebetsraum.
Jeder sitzt und guckt seine Sitznachbarn an und lächelt über die Situation, denn fast alle haben einen Schal und eine Jacke oder einen Mantel an.
Mit der Zeit gewöhnt man sich an die niedrige Temperatur und es wird auch ein bisschen wärmer im Raum; an der Heizung liegt das allerdings nicht, denn sie ist zwar an, heizen tut sie trotzdem nicht.
Totz der Kälte war der Schabbat ein tolles Erlebnis, denn es ist eine der wenigen Möglichkeiten, in der man in einem kleinen Kreis lernen kann, aus der Tora zu lesen und gleichzeitig auch nette Menschen und Freunde zu treffen.
Anders kann man es sich nicht erklären, dass alle mehr als eine Stunde gemeinsam nach dem G-ttesdienst, im gleichen Raum, beim Kiddusch zusammensaßen und bei Halla mit Hagebuttentee und Kaffee neue Siddurim und die Parascha besprochen haben.