Sukkot ist vorbei. Die Laubhütte wird abgebaut, doch was machen wir mit dem Lulaw?
Viele lassen 3 Teile des Lulaws (Palmenzweig, Myrtenzweige & Bachweidenzweige) bei sich irgendwo stehen. Oft kann man in Klassenzimmern oder Büroräumen von Religionslehrern oder Rabbinern vertrocktete Lulawe finden. Den 4 Bestandteil von einem Lulaw nutz man oft aktiv weiter.
Wer schon einmal einen Etrog in der Hand hielt, der weiß, dass diese Zitrusfrucht enorm gut riecht, daher wird der Etrog als Bsamim (Wohlriechendes) bei der Hawdala verwendet.
Wenn man in die Schale des Etrog kleine Gewürznelken steckt, so kann man den Etrog viele Jahre als Bsamim nutzen. - Hier gibt's ein Foto!
Die Hawdala, die Zeremonie die den heiligen Schabbat von den normalen Werktagen trennt, ist eine familiäre Zeremonie, die mehr als zweieinhalb Jahrtausende alt ist. Doch der Ritus war nicht sofort vollkommen. Mit der Zeit kamen neue Komponenten hinzu. (Hier sind meine alten Beiträge zum Thema Hawdala)
Die drei wichtigsten Komponenten sind der Wein, Wohlriechendes und Feuer.
Heute erzähle ich Euch etwas über das Wohlriechende - Bsamim.
Normalerweise nimmt man für den Bsamim nur natürliche Gewächse, wie zum Beispiel Nelken oder Zimt in Europa oder sepfardische Juden nehmen auch Rosmarinäste.
Doch woher kommt der Brauch, dass man Wohlriechendes zur Hawdala benutzt?
Die jüdischen Weisen aus dem 15.-16. Jahrhundert (Rischonim) waren der Meinung, wenn wir etwas Wohlriechendes riechen, so erinnern wir uns an die 2. Seele, die zu uns während des Schabbats gekommen ist und uns bei Schabbatausgang verlässt.
Andere meinen, dass es einfach das Aroma des Schabbats ist.
Mit der Tradition etwas Wohlriechendes zu riechen brach vor vielen Jahren eine komplett neue Bewegung der Arbeit mit Silber.
Im Europa war es allerdings Juden lange Zeit verboten, mit wertvollen Metallen zu arbeiten, daher musste man die Bsamimbüchsen bei Christen bestellen. Doch wie erklärt man einem Christen, dass man eine Büchse mit kleinen Öffnungen braucht und die für eine religiöse Zeremonie benutzen wird und die dazu noch ein bisschen heilig sein soll?
Christen assoziierten mit Religiösität und Heiligtum ihre eigenen Kirchen, daher gibt es viele Bsamimbüchsen die wie ein Kirchturm aussehen, manchmal mit kleinen Flaggen oder Glöckchen. (Hier ein Foto)
Elijahu Kitov erzählt in seinem Buch "Das jüdische Jahr", dass der Etrog die Form eines Turms haben soll, dass heißt, dass er unten breit sein soll und zur Spitze immer dünner werden soll."
Dies ist ein hinweis darauf, dass der Etrog schon vor vielen Jahren als Bsamim benutzt wurde und mit der Erklärung, wie ein Etrog auszusehen hat gibt es ebenfalls eine mögliche Erklärung, warum die Bsamimbüchsen oft die Form eines Kirchturms haben.
Gerade befinden wir uns in einer wunderschönen Jahreszeit, in der wir Gerüche nicht nur bei der Hawdala riechen können sondern auch draußen, der Herbst bringt viele verschiedene Gerüche die uns nun umgeben.
Lea Goldberg schrieb dazu in ihrem Buch "Briefe von einer imaginären Reise" über die Hawdala:
Der herbstliche Sonnenuntergang entbot ihr durch das offene Fenster seine Wohlgerüche - wie eine gute Großmutter, die das Durfkästchen reicht zum Segenspruch beim Abschied vom Schabbat, "der das Heilige vom Profanen unterscheidet" und vielleicht endlich "das Profane vom Heiligen"? Es lag eine wunderbare, ferne Weissagung im Geruch des herbstlichen Sonnenunterganges.(...)