Wieder ist ein Schabbat vorbeigesaust.
Bei uns in der Familie ist der Schabbat eine sehr besondere Zeitspanne.
In unserem sehr abwechslungsreichen und mit Terminen überfüllten Wochenplan, ist der Schabbat eine sehr familiäre Angelegenheit. Man hat Zeit für die Familie.
Dies ist, meiner Meinung nach, auch der wichtigste Grund für einen Schabbat, man muss den Alltag hinter sich lassen und sich auf privates konzentrieren.
Das fängt bereits damit an, dass man zu einem G-ttesdienst geht, bei dem viele Freunde trifft. Natürlich ist es wichtig, dass man überhaupt betet, aber der soziale Kontakt spielt ebenfalls eine große Rolle. (Zumindest für mich)
Nun, wie die Überschrift vielleicht schon ahnen lässt, in diesem Beitrag geht es um die Trennung zwischen Schabbat und der normalen Woche. Im Judentum gibt es dazu eine Zeremonie - die Hawdala.
Über meine Erlebnisse einer Hawdala in Jerusalem habe ich bereits einmal berichtet.
Allerdings habe ich noch nichts über die Zeremonie an sich erzählt, dafür mache ich es jetzt:
Die Hawdala an sich ist eine symbolische Trennung zwischen dem heiligen Ruhetag und der Arbeitswoche. Diese Zeremonie wurde vor zirka 1500 Jahre eingeführt und ist seit dem ein fester Bestandteil in der jüdischen Tradition des Schabbat's - Schamor ve Sachor - gedenke und behüte den Schabbattag.
Der Schabbat endet, ob mit oder auch ohne Hawdala, wenn am Samstagabend mindestens 3 Sterne am Himmel zu sehen sind.
Dies heißt nicht, dass man die Hawdala nicht später machen darf, im Prinzip kann man bis Mittwoch die Zeremonie durchführen.
Gebete, die während der Zeremonie vorgetragen werden, sind Fragmente aus den Büchern: Jesaia, Tehelim und dem Buch Esther; alle thematisieren den Schutz von G-tt.
Nun etwas zu der Symbolik und den Brachot (Segensprüche):
Was einen sofort in den Kopf kommt, wenn man an die Hawdala denkt, ist die Hawdalakerze!
Das Wort Esch, das auf hebräisch "Feuer" bedeutet ist Plural. Dies ist eine der Erklärungen, warum die Hawdalakerze aus mehreren Dochten besteht.
Tipp: Falls man gerade keine Hawdalakerze im Haus hat und eine Hawdala machen möchte, so nimmt man einfach 2 Kerzen und hält sie so zusammen, dass die Flamme vereint.
Diese vereinte Flamme, die durch die mehreren Dochte entsteht, erinnert an die Einheit des jüdischen Volkes, trotz der Vielfalt der verschiedenen Strömungen innerhalb der Religion erinnert man sich an das Licht, das G-tt schuf.
Normalerweise hält ein Mädchen/ eine Frau die Kerze, sie soll die Kerze so hoch halten, wie auch ihr zukünftiger Mann sein sollte.
Sobald die Kerze brennt beginnt die Zeremonie.
Als erstes macht man einen Segen über den Wein.
Tipp: Falls man gerade keinen Wein zu Hause hat,so kann man auch ein anderes Getränk wie Saft oder auch einfach Milch nehmen.
Eine weitere Tradition meint, dass man so viel in den Becher gießt, dass schon das Getränk über den Rand läuft, dies ist ein weiteres Symbol für die Freiheit.
Nachdem man den Segen für den Wein gesagt hat trinkt man nicht das Getränk, sondern lässt es bei Seite stehen.
Denn bereits folgt der zweite Segenspruch. Dieses Mal über Gewürze.
Meine Mutter riecht an den wohlriechenden Düften nach der Bracha.
Dafür nimmt man etwas wohlriechendes wie Zimt, Tee oder auch Kaffee.
Man sagt, dass man an Schabbat eine zweite Seele bekommt und beim
Schabbatausgang geht diese zweite Seele für eine Woche (bis zum
nächsten Schabbat) weg, damit diese Seele "aufgetankt" für die Woche
uns verlässt, riecht man an den Gewürzen.
Dieser Duft soll den wohlriechenden Schabbat in unseren Erinnerungen einprägen, damit wir uns schon auf den nächsten Schabbat freuen.
Nach dem Segenspruch riecht jeder an den Düften und die Zeremonie geht weiter.
Im nächsten Teil der Hawdala wird nun die Hawdalakerze endlich aktiv benutzt, vorher wurde sie ja nur einfach hochgehalten.
Man dankt G-tt für die Schöpfung der Leuchtkräfte des Feuers und
dann gibt es ein Ritual, dass man sich die Hände im Licht des Feuers
anschaut.
Dazu gibt es zwei Deutungen.
Die erste besagt, dass man sich den Unterschied zwischen Tag und Nacht /Helligkeit und Dunkelheit/ anschaut, die zweite Deutung meint, dass man sich die Fingernägel anschaut.
Da man während Schabbat nicht arbeiten soll ist es dann so, dass auch
die Fingernägel sauber sind, damit zeigt man, dass man nichts
handwerkliches an Schabbat gemacht hat.
Hiernach sagt man den letzten Segenspruch; dieser handelt von der Trennung zwischen Schabbat und der restlichen Woche.
Danach trinkt man (man sagt 1/3) des Getränkes aus dem Glas und löscht die Hawdalakerze.
Dabei gibt es auch wiederum zwei Möglichkeiten, die einen löschen die
Kerze indem sie die Kerze einfach in das Glas, mit dem restlichen Wein,
eintunken; andere wiederum gießen ein bisschen Wein auf die Kerze.
Hiernach beginnt man sich gegenzeitig zu umarmen, gemeinsam "Shavua tov, shavua tov....." zu singen (Leider kann ich es euch, auf Grund meiner Stimmdefizite nicht vorsingen), man wünscht sich gegenseitig eine schöne und erfolgreiche gute Woche.
Hoffentlich, konnte ich damit einigen die Zeremonie ein bisschen näher bringen! Wichtig ist, dass man bei der Zeremonie möglichst viel Spaß hat und sich schon auf den nächsten Schabbat mit der anschließenden Hawdala freut.
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Die Fotos sind alle selbstgemacht; dies bei einer Hawdala in der Familie.
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