Die ganze letzte Woche war, wie es in meiner Familie üblich ist, ziemlich stressig.
Jeder Tag hatte ganz besondere Höhepunkte.
So auch der letzte Tag der Arbeitswoche, der Freitag.
Nach der Schule fuhr ich sofort nach Duisburg,
dort fand in den letzten Wochen die alljährliche Veranstaltung: "Interkulturelle Wochen Duisburg 2008" statt.
Viele interessante Veranstaltungen wurden durchgeführt, Buchpräsentationen, Talkshows für Schüler, Konzerte und so weiter.
Nun gingen allerdings die Interkulturellen Wochen zu Ende.
Als krönenden Abschluss veranstaltete man deshalb ein großes Straßenfest auf der Fußgängerzone in der Duisburger Innenstadt.
Die verschiedensten Nationalitäten, Verbände, Vereine, Kulturen und Religionen waren vertreten.
Ebenfalls auch die jüdische Religion und somit auch die jüdische Gemeinde.
In der Duisburger Innenstadt angekommen, höre ich in der Ferne schon Musik, ich denke mir, genau da hin muss ich.
Nun aber etwas darüber, was ich überhaupt dort gemacht habe.
Gemeinsam mit meiner Mutter und Dasha (die viel gemeinsam mit meiner Mutter und mir arbeitet) repräsentierten wir die jüdische Religion auf dem Fest.
Unser Zelt stand genau gegenüber von der Hauptbühne, somit könnten wir etwas sehen, wäre da nicht eine komische Statue, die uns die ganze Zeit die Sicht versperrt hatte.

Innerhalb dieser Zeit kamen viele interessante Menschen zu unserem Zelt und fragten uns alles mögliche.
Hier sind einige der interessantesten Geschichten, die wir erlebt haben:
Da wir bald schon Rosch HaSchana haben, das jüdische Neujahr, standen bei uns auf dem Tisch Äpfel mit Honig.
Die meisten sagten:
"Apfel mag ich, aber Honig und Apfel zusammen?" Wir antworteten "Probieren Sie einfach mal. Es wird Ihnen garantiert schmecken!" "Mmmmm, lecker, darf ich noch ein bisschen Honig auf meinen Apfel haben?"
Apfel mit Honig ist ein Symbol für ein Süßes Jahr, ein sehr beliebter Snack vor und zu Rosch HaSchana.
Ein paar Asiaten, die traditionell gekleidet waren, kamen zu uns und fragen uns: "Sind Sie in Israel geboren?" "Nein, leider nicht!", antworten wir. "Sind die Äpfel wenigstens aus Israel?" Nach kurzer Bedenkzeit "Kann sein."
Ein Mann kam zu uns an den Stand und erzählte uns seine Geschichte, er wohnt in Oldenburg und geht oft an der jüdischen Gemeinde vorbei, er meinte, dass es komisch ist, dass Synagogen so bewacht werden.
Als er im Iran in die Schule gegangen ist, da war es so, dass man erzählt hat, dass Juden schlimm sind. Es gab keine Erklärung warum. Dann traf der Mann einen Juden, zum ersten Mal, in Indien. Als er davon seinen Freunden im Iran berichtet hatte, so meinten die: "Was, du hast mit einem Juden gesprochen? Und er hat mit dir gesprochen?" Der Mann, der nun aufgeklärt war: "Ja, die sind auch nur normale Menschen, die sind nicht schlimm." Seit langer Zeit möchte der Mann eine Synagoge besuchten, damit er die jüdische Kultur besser kennenlernt, allerdings hat er Angst in eine Synagoge gehen, da er als Iraner vielleicht komisch angeguckt wird. Der Mann: "Ich möchte nichts schlimmes machen, ich möchte nur ein paar Missverständnisse aus meinem Kopf schaffen. Ich finde es sehr toll, mit Dir gesprochen haben."
Dann kam eine Frau zu uns und beschwerte sich: "Was macht eigentlich Ihre jüdische Gemeinde gegen die Politik in Israel. Es ist unmöglich, was für eine Menschenverachtende Politik in Israel gemacht wird."
Wir mussten der Frau erklären, dass die Gemeinde in erster Linie eine jüdische und nicht eine israelische Gemeinde ist. Außerdem, man darf auch nicht vergessen, was Palästinenser mit Juden machen.
Die Äpfel waren natürlich ein leckeres Angebot, dass auch viele Kinder anzog, viele Mütter, die mit ihren Kindern durch die Zelte gingen, waren damit zufrieden, dass die Kinder auch Äpfel mochten und nicht nur Süßigkeiten gegessen haben.
Eine andere Person fragte uns: "Besteht die jüdische Gemeinde nur aus dunkelhäutigen Menschen?"
Wir antworteten: "Nein, wir sind auch Juden - und weiß!"
Dann gab es noch viele andere, die wissen wollten, ob es überhaupt möglich ist, die jüdische Gemeinde zu besuchen, auch wenn man nicht jüdisch ist.
Es hab auch natürlich normale Fragen zum Judentum. Aber viele waren auch in unserer Meinung, zu der Lösung des Konflikts in Israel, interessiert.
Eine ältere Frau kam zu mir und hat ihre Meinung dazu erzählt, leider konnte ich ihre Meinung nicht ganz verstehen, denn sie war "gegen Juden und Araber in einem Land, für ein nur Land für Juden getrennt von Arabern, dass ist auch nicht gut", so die Frau.
Das Wort "Israeliten" gefällt ihr gar nicht, denn der Staat ist noch zu jung für sie, außerdem ist Israel keine Gemeinschaft. (Dies ist nur die Meinung der Frau, hiermit distanziere ich mich von den Aussagen anderer Menschen)
Allerdings gab es dann doch noch einen Punkt, in dem die Frau mit mir die selbe Meinung vertreten hat.
Ich meinte, dass es unmöglich ist, ein solches Problem innerhalb von einer Regierungszeit zu lösen, für einen solchen langjährigen Konflikt braucht man Jahre, falls es überhaupt friedlich endet /was wir natürlich hoffen/.
Abgesehen von unserem Zelt der jüdischen Religion hab es viele andere Zelte.
Unsere Nachbaren waren die AWO, ein der bekanntester Wohlfahrtsbund. Nicht weit von uns war ein Verein mit dem Namen "Bundes Republik Deutschland - Cuba", daneben eine Deutsch-Russische Freundschaft, abendländische Familienarbeit, ein Versorgungszelt in dem es alles gab.
In diesem Versorgungszelt wurde die Interkulturelle Woche wirklich bemerkbar.
Auf kleinstem Platz wurden alle möglichen Nationalitäten vertreten, von Sushi (Asien) bis Börek (Türkei), alles konnte man sich dort kaufen.
Aus dem Versorgungszelt angekommen.
Viele Besucher der gesamten Veranstaltung waren erstaunt, dass alle Kulturen, Religionen und Verbände so offen gemeinsam kooperieren und gemeinsam auf die Toleranz aufmerksam machen.
Neben dem ganzen Attraktionen in den Zelten gab es natürlich auch reichlich Bühnenprogramm.
Traditionelle Tänze aus Asien, Griechenland wurden aufgeführt, deutsch-türkische Jugendliche rappten alles aus sich heraus, genau so wie die Amerikaner. "Duisburg, was geeeeht? Seid Ihr gut drauf?" - solches hört man von der Bühne. So gut wie keiner aus dem Publikum hatte auf diese Rufe reagiert. Als Antwort kam dann aus dem Zelt der jüdischen Religion das Geschrei: "Die Bühne bebt!"
Es war echt interessant so viele Menschen zu treffen, die alle möglichen Kulturen repräsentieren.
Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.
Später mussten wir weiter, denn bereits 30 Minuten nach dem Ende des Programms waren wir in Düsseldorf beim G-ttesdienst einer amerikanischen Kantorin.